Hermann Friedrich WALTER Söhnholz *6.8.1902
Vater: Hermann Heinrich Friedrich Söhnholz *1871,
Müller und Anbauer zu Schwalingen No.22 “Schoolhus”
Mutter: Margarethe Bartels *1879 zu Wesseloh
trifft am 8.5.1923 an Bord des britischen Passagierdampfers ORCA in New York ein. Die Seereise begann am
25.4.1923 in Hamburg, 13 Tage war er auf See als Passagier in der III.Klasse (Unterdeck, Steerage).
Hermann Friedrich WALTER Söhnholz *1902 ist Begleitung eines weiteren Schwalinger Auswanderers:
Gustav Böhling, knapp 19 Jahre alt, Sohn des 1915 im Krieg gefallenen Ernst AUGUST Böhling ("Peetz-
Hüsel"), Haussohn vom "Menken-Hof".
Nach Erledigung der Einreiseformalitäten auf der Einwanderer-Insel Ellis Island vor New York reisen sie
gemeinsam weiter nach Nebraska. Die Bahnfahrt dauert 24 Stunden.
Für die gesamte Reise seines Sohnes von Hamburg nach Nebraska musste Vater HERMANN Heinrich
Friedrich Söhnholz *1871 die Kosten im voraus beim deutschen Agenten in Hamburg bezahlen: US-
Dollar 223,63.
In eben dieser Zeit herrschte die galoppierende Inflation in Deutschland: Für 1 US-Dollar waren am
31.1.1923 49.000,00 Reichsmark zu bezahlen, im Juli war der Wert der Reichsmark bereits auf 760.000
Reichsmark je US-Dollar gefallen, im November 1923 kostete dann 1 US-Dollar 4.200.000.000.000,00
Reichsmark (4,2 Billionen) !
Die Fahrkarte von Hermann Friedrich WALTER Söhnholz von Hamburg nach Nebraska kostete seinen
Vater im Februar/März 1923 also 11 Millionen Reichsmark !
Das Ziel von Hermann Friedrich WALTER Söhnholz in Nebraska ist die Farm des gebürtigen
Schwalingers Wilhelm AUGUST Böhling *1881 (vom früheren Halbhof “Eggers”) im Bezirk Washington,
Nemaha county, Nebraska (siehe seine Auswanderer-Geschichte)
heiratet am 27.9.1928 im Alter von 26 Jahren die 20jährige ADINA Emma Metha Böhling *15.11.1907 im
Nemaha county. Sie haben 4 Kinder in ihrer Ehe, eines davon stirbt bei der Geburt.
ADINA Emma Metha Böhling ist das einzige Kind von Wilhelm August Böhling und seiner Ehefrau
Emma Dorothea, geborene Oestmann, die wenige Monate zuvor, im November 1927 verstarb, 45 Jahre alt.
Witwer Wilhelm AUGUST Böhling *1881, 47 Jahre alt, bezieht das Altenteil auf seiner Farm und übergibt
sie an Tochter Adina und Schwiegersohn Walter Söhnholz, der ihr Eigentümer wird. Die Farm hat einen
Landbesitz von 80 acres, etwa 32 Hektar.
In ihrer Nachbarschaft liegen auch die Farmen anderer Schwalinger Auswanderer wie die von z.B. Ernst
August Lünzmann vom Halbhof "Born" und auch die Farm von ERNST Wilhelm Gebers *1901 (siehe seine
Auswanderer-Geschichte) ist nicht weit entfernt. Er ist mit Adina Frieda Dorothea geborene Oestmann
verheitratet ist, der Mutter-Schwester von ADINA Emma Metha Böhling, nun verheiratete Söhnholz.
besucht im Herbst 1938, 36 Jahre alt, mit seiner Familie seine alte Heimat Schwalingen: Ehefrau Adina, 31
Jahre alt, und die Söhne Rudolph Walter, 9 Jahre alt, und Hermann August, 4 Jahre alt. Anlass ist die
Hochzeit von Hermann Friedrich WALTERs Schwester Grete *1911 mit Otto Willi Gebers *1908 zu
Schwalingen No.12. Ende November 1938 ist die Familie wieder zurück auf ihrer Farm in Nebraska.
lebt im Jahre 1940, 38 Jahre alt, auf seiner Farm im Bezirk Washington, Nemaha county, Nebraska. Zum
Haushalt gehören auch
Ehefrau Adina Söhnholz, 33 Jahre alt,
Sohn Rudolph Walter, 11 Jahre alt,
Sohn Hermann August, 6 Jahre alt und
Schwiegervater W.August Böhling, 59 Jahre alt.
Sohn Roland Wilbon wird im Jahre 1941 geboren.
Hermann Friedrich WALTER Söhnholz vergrößert seine Farm und kauft im Laufe der Jahre die beiden
nachbarlich gelegenen Farmen hinzu: von Frederick H. Oestmann 155 acres und von Emma Bohling 80
acres.
hat bis 1963, er ist nun 61 Jahre alt, seine Farm auf einen Landbesitz von 315 acres, etwa 126 Hektar,
vergrößert. Sie grenzt jetzt unmittelbar an die Kirche und den Friedhof von St.Paul's Lutheran.
Schwiegervater Wilhelm AUGUST Böhling *1881, stirbt am 31.5.1963 auf der Farm im Bezirk Washington, im
Alter von 81 Jahren.
stirbt nach längerer Krankheit mit Krankenhausaufenthalt am 17.4.1965 auf seiner Farm im Bezirk
Washington, 62 Jahre alt. Er wird auf dem Friedhof der St.Paul's Lutheran Kirche in der Nachbarschaft
seiner Farm begraben.
Sein Sohn Hermann August *1934 erbt die elterliche Farm und führt sie weiter, noch 1979 ist sie im Besitz
seiner Familie.
An seinen Sohn HERMANN August hatte Vater Hermann Friedrich WALTER Söhnholz nicht nur die Farm,
sondern auch die plattdeutsche Sprache, seine Muttersprache, weiter gegeben. Hermann hat diese Sprache
in Nebraska in einem kleinen plattdeutschen Zirkel gelebt - zum Schluss in Selbstgesprächen auf dem
Traktor bei der Feldarbeit oder im Stall bei seinen Rindern. Als er zu Besuch in Schwalingen war, dem
Geburtsdorf seines Vaters, konnte er sich mit den Schwalingern auf Plattdeutsch unterhalten - so erinnert
sich sein Cousin Herbert Söhnholz aus Schwalingen noch heute. Hermann starb im Jahre 2008.
ADINA Emma Metha Söhnholz geborene Böhling *1907, die Witwe von Hermann Friedrich WALTER
Söhnholz, zieht nach dem Tod ihres Ehemannes nach Johnson, dem Hauptort des Bezirks Washington,
Nemaha county, wo ihr ältester Sohn Rudolph Walter Söhnholz*1929 mit seiner Familie lebt. Im Jahre 1999,
sie ist nun 91 Jahre alt, zieht sie in das Good Samaritan Center in Auburn, Nemaha county, Nebraska, wo sie
im folgenden Jahr 2000 am 14.1. im Alter von 92 Jahren stirbt. Sie war die letzte der Familie Söhnholz in
Amerika, die die hochdeutsche Sprache beherrschte.
Auswanderer von der Anbauerstelle “Schoolhus”
zu Schwalingen No.22
Hermann Friedrich WALTER Söhnholz *1902 ist 1 Jahr alt, als sein
Vater, der Müller HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz *1871
im Oktober des Jahres 1903 die Anbauerstelle "Schoolhus" in
seinem Geburtsdorf Schwalingen kauft und mit seiner Familie von
seinem bisherigen Wohnort Scheeßel dorthin umsiedelt. Er hat in
der "Stute"-Mühle im Nachbardorf Tewel eine neue Anstellung als
Müller gefunden.
In den Jahren nach dem Ende des verlorenen 1.Weltkrieges
bestimmt wirtschaftliche Not den Alltag der meisten Menschen in
Deutschland. Der andauernde Mangel an Grundnahrungsmitteln
fördert Hamsterfahrten und einen regen Schleichhandel, bei
dem sämtliche Arten von Wertgegenständen gegen Kartoffeln,
Eier, Mehl und Zucker getauscht werden. Die seit Kriegsbeginn
1914 kontinuierliche Geldentwertung und damit eine ständig
sinkende Kaufkraft wird durch die ungeheuer hohen
Reparationsforderungen der Siegemächte weiter beschleunigt.
Wer sein Vermögen nicht rechtzeitig in Sachwerte oder Grund
und Boden sichern konnte, verliert seinen Besitz vollständig:
Die galoppierende Inflation macht im Jahr 1923 'über Nacht'
Millionen vormals kaufkräftiger Bürger mittellos, während auf
der anderen Seite Spekulanten und 'Kriegsgewinnler' ihren
neuen Reichtum zur Schau stellen.
In dieser Zeit macht sich Müller HERMANN Heinrich Friedrich
Söhnholz Gedanken über die Zukunftsaussichten seines 21jährigen
Sohnes Hermann Friedrich WALTER Söhnholz *1902. Er erwägt
dessen Auswanderung nach Amerika und holt dazu Auskünfte ein bei
seinem Berufskollegen Wilhelm (William) Winkelmann, der im Jahr
1914 kurz vor Kriegsausbruch nach Amerika einwanderte und 1923 in
Nebraska lebt.
William Winkelmann geht auch bereitwillig auf das Ansuchen von
HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz ein und empfiehlt ihm
dringend, seinen Sohn nach Amerika auswandern zu lassen, wenn er
ihm eine gute Zukunft ermöglichen will. William Winkelmann bietet
sogar an, Hermann Friedrich WALTER Söhnholz *1902 bei sich
aufzunehmen und für ihn bei den Einwanderungsbehörden zu
bürgen.
Als William Winkelmann im April 1923 nach den Reiseplänen von
Hermann Friedrich WALTER Söhnholz in Schwalingen nachfragt, ist
dieser schon auf hoher See und auf dem Weg in seine neue Heimat
Amerika.
um 1912
Auswanderer
aus dem Heidedorf Schwalingen
Nebraska im
Mittleren Westen der USA
Nemaha county
im Bundesstaat Nebraska